Wirtschaft in Armenien

Im Jahre 1988 wurden die Städte Gyumri (damals Leninakan), Spitak, Vanadzor und viele kleinere Orte durch ein sehr starkes Erdbeben schwer getroffen, was einige Regionen noch immer belastet.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR geriet der junge Staat (ähnlich wie die meisten anderen ehemaligen Unionsrepubliken) in eine schwere Wirtschaftskrise. Neben den üblichen tief greifenden Problemen, die sich bei einer Umstellung von einer Zentralverwaltungswirtschaft auf eine liberale Marktwirtschaft ergeben, kam erschwerend der Konflikt um Berg-Karabach mit Aserbaidschan hinzu. Bis heute ist durch die Blockade der Türkei die Grenze zu Armenien geschlossen. Seitens Aserbaidschan sind die Landwege ebenfalls geschlossen und die Eisenbahnverbindung über Georgien nach Russland ist wegen des Konflikts in Abchasien gesperrt, während in die Islamische Republik Iran noch keine Eisenbahnverbindung besteht.

Nach einer umfassenden Liberalisierung der Wirtschaft – die Privatisierung begann 1994 und ist inzwischen weitgehend abgeschlossen – setzte 1997 das Wirtschaftswachstum wieder ein. Seit dem Jahr 2003 weist Armenien sogar zweistellige Wachstumsraten auf und konnte im Jahre 2006 die Wirtschaftskraft aus dem Jahre 1988 wiedererlangen.

Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen betrug im Jahre 2004 durchschnittlich 790 Dollar. Im Jahr 2005 betrugen die Steuer- und Zolleinnahmen 304 Milliarden Dram (680 Mio. US-$) oder 21,6% mehr als 2004. Trotzdem machen die Einnahmen nur 14,4% des Bruttoinlandsproduktes aus – im internationalen Vergleich ein niedriger Wert. Die Landwirtschaft basiert vor allem auf dem Anbau von Obst und Gemüse sowie Tabak. Die Wirtschaft des Landes basiert auf der Nutzung der Rohstoffe Kupfer, Bauxit, Gold und Molybdän. Die Energieversorgung beruht nur zu einem kleinen Teil auf den heimischen Wasserkraftwerken am Hrasdan, dem Abfluss des Sewansees, der Großteil der Stromversorgung (rund 39%) wird durch das Kernkraftwerk Mezamor sichergestellt.

Das Investitionsklima und die Rechtsbasis hat bereits ein Niveau erreicht, mit dem westliche Investoren zu gewinnen sind. Es bestehen inzwischen mehrere bedeutende Investitionsprojekte durch Deutschland, die USA, Frankreich, China, Iran und Japan. Russland bleibt weiterhin einer der wichtigsten Wirtschaftspartner. Die wichtigsten Industriezweige Armeniens sind der Maschinenbau, die chemische Industrie, Textil-, Metall-, Nahrungsmittel- und Aluminiumindustrie.

Armenien ist Mitglied der Welthandelsorganisation. Bilaterale Freihandelsabkommen bestehen unter anderem mit Georgien und Russland. Der Handel wird durch die geschlossenen Grenzen zur Türkei und zu Aserbaidschan sehr behindert. Geldtransfers der zahlreichen im Ausland lebenden Armenier (Diaspora) stützen die Wirtschaft. Davon kamen 40% aus Russland, 25% aus den USA und Europa. Im Jahre 2005 stiegen Firmen aus Deutschland zum größten Investor in Armenien auf, sie tätigten 97,5 Mio. US-$ Direktinvestitionen.

In den Schlüsselindustrien Energie und Telekommunikation sind insbesondere russische Firmen präsent. So gehören unter anderem die Firmen Armrosgazprom (Erdgasimport- und Versorgung) mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Gazprom, das armenische Stromnetz gehört einer Tochterfirma von der ebenfalls staatlichen UES und die Armenia Telephone Company ist zu 100% im Besitz der (privaten) Firma VimpelCom. Im Bereich der Hochtechnologien wird die armenische Wirtschaft gegenwärtig besonders durch IT-Unternehmen gestärkt, die Ihre Produktentwicklungen in Armenien durchführen. Lycos Europe beschäftigt gegenwärtig zum Beispiel ca. 400 Programmierer in Ihrer Niederlassung in Armenien. Arminco (Armenian Internet Company) ist der größte Internetdienstanbieter in Armenien. Die nationale Währung, der Dram (AMD), wurde 1993 eingeführt. Die Zentralbank der Republik Armenien verfolgt eine Politik des flexiblen Wechselkurses. Lange verlor der Dram gegenüber dem US-Dollar wegen des Handelsbilanzdefizits Armeniens an Wert, der niedrigste Wechselkurs war im März 2003 591.76 AMD/1 $. Im August 2006 sank der Kurs erstmals unter 400 AMD/1 $, was eine Aufwertung um 45% bedeutet. Die Zentralbank schätzt, dass die armenischen Haushalte jährlich ca. 900 Mio. US-Dollar von Verwandten aus dem Ausland erhalten, dass entspräche ca. 15% des offiziellen Bruttoinlandsprodukts.

Eine Besonderheit des armenischen Transportwesens ist der im internationalen Vergleich extrem hohe Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit Erdgas statt Benzin oder Diesel betrieben werden. Das Verkehrsministerium schätzt, dass dieser Anteil 20 bis 30% beträgt, dies wäre ein einmalig hoher Wert (in den Niederlanden sind es rund drei Prozent, in Deutschland noch weniger). Der Grund sind die hohen Transportkosten für Benzin und Diesel, während Erdgas zu günstigen Preisen aus Russland per Pipeline importiert wird. Im März 2007 wurde außerdem die strategisch bedeutende Iran-Armenien-Erdgaspipeline eröffnet.

Hinweis:

Weitere Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage finden sie auf der Webseite der Regierung der Republik Armenien.

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Wirtschaftsdaten kompakt (Stand März 2006)

Fläche: 29743qkm
Einwohner 3,219 Mio (Ende 2005)
Bevölkerungsdichte: 107,9 Einw./qkm
Bevölkerungswachstum: +0,1
Korrespondenzsprache: Armenisch, Russisch, Englisch
Rohstoffe agrarisch: Wein, Obst, Gemüse, Tabak, Schafe, Ziegen
Rohstoffe mineralisch: Erze (Kupfer, Molybdän, Eisen, Mangan, Zink, Chrom), Gold, Mamor, Granit, Apatite, Phospahte
Mitgliedschaft in regionalen Wirtschaftszusammenschlüssen: WTO, OSZE, GUS, UN, WHO, UNIDO, UNESCO, EBWE, IWF, IDA, Weltbank, BSEC, Europarat
Währung  
Bezeichnung: Dram - ARD, 1 Dram = 100 Luma
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt 2005): 1 Euro = 567,92 ARD
1 US$ = 456,29 ARD

Wirtschaftslage

Bruttoinlandsprodukt (BIP; nom.) in Mrd US$: 2003: 2,8; 2004: 3,56; 2005: 4,88
BIP je Einwohner (US$): 2003: 873,3; 2004: 1108; 2005: 1517
BIP Entstehung (%): 2005: Industrie 18,7; Landwirtschaft 18,8; Bauwesen 21,6; Transport u. Telekommunikation 5,6; Handel 10,5; indirekte Steuern 8,5; Sonstiges 16,3
Bevölkerungswachstum: +0,1
BIP Verwendung: 2005: Endverbrauch 92,1; davon privater Verbrauch 82,0 und öffentlicher Verbrauch 10,0; Bruttoanlageinvestitionen 24,0
Wirtschaftswachstum (real, %): 2005: Industrie +7,5; Landwirtschaft +11,2; Bauwesen +34,2; Stromerzeugung +4,8; Einzelhandel +9,3
Inflationsrate (%): 2003: 8,6; 2004: 2,0; 2005: 0,6
Arbeitslosigkeit (%): 2003: 10,1; 2004: 9,4; 2005: 8,1
Durchschnittlicher Monatslohn (Dram): 2003: 34783; 2004: 43445; 2005: 52040
Haushaltssaldo (% des BIP): 2003: -1,4; 2004: -1,7; 2005: -1,0
Brutto-Außenverschuldung (Mio US$): 2002: 1005; 2003: 1098; 2004: 1183; 2005: 1215
Devisenreserven der Nationalbank (Mio US$): 2002: 431,3; 2003: 501,9; 2004: 547,0; 2005: 663,4

Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu Armenien

Außenhandel (Mio. Euro):

2003 %* 2004 %* 2005 %*
dt. Einfuhr 21,1 +3,4 63,4 +133,9 123,3 +94,5
dt. Ausfuhr 70,6 +65,7 50,3 -28,8 98,7 +96,2
Saldo +43,5 -13,1 -24,6

* Veränderung gegenüber Vorjahr

Dt. Einfuhrgüter
(2005 Anteil in %):
Ferrolegierungen 64,7
Kupfer- u. Kupferlegierungen 26,0
Unedle Metalle (außer Cu, Fe und Al) 6,1
Fisch, Gemüse, Nahrungsmittel 0,7
Uhren, Schmuck 0,6
Ausfuhrgüter
(2005 Anteil in %):
Guss-/Walzwerktech. 33,3
Maschinen 13,6
Kfz, -teile 9,5
Enderzeuginsse 8,8
Mechatronik 5,5
Tabak 4,3
Elektrotechnik 3,6
Investitionsabkommen: Es gilt das mit Armenien geschlossene
Abkommen vom 21.12.1995.
In Kraft seit 04.08.2000.
Doppelbesteuerungsabkommen: Das mit der ehemaligen UdSSR geschlossene
Abkommen vom 24.11.1981 gilt weiter.
In Kraft seit 16.06.1983.


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