Diaspora

Armenier in Deutschland

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften im Iran und in Georgien, seit dem Völkermord an den Armeniern gibt es traditionelle Gemeinschaften im Libanon, Frankreich und den Vereinigten Staaten.

Die Armenische Gemeinde zu Berlin e.V.

Die Armenische Gemeinde zu Berlin wurde 1923 als erste armenische Gemeindeorganisation in Deutschland unter dem Namen „Verein der Armenischen Kolonie zu Berlin“ gegründet. Die erste Generalversammlung vom 20 Mai 1923 ist aktenkundig. Sechzig Berliner Armenier als Gründungsmitglieder wählten in den Räumen des Künstlerhauses in der Bellevuestraße 3 den ersten Vorstand. Am 1. November 1923 verabschiedete man die erste Satzung und am 2. Januar 1924 fand die offizielle Eintragung im Amtsgericht Charlottenburg statt. 1940 wurde sie in „Armenische Kolonie zu Berlin e.V.“ umbenannt und 1980 mit dem Zusatznamen „Armenisch Apostolische Kirchengemeinde Berlin“ versehen. Seit 1998 trägt sie den Namen Armenische Gemeinde zu Berlin und es wurde gleichzeitig eine neue Armenische Kirchengemeinde in Berlin gegründet.

Zunächst waren es Überlebende des Genozids an den Armeniern von 1915/16 in der Osmanischen Türkei, die in Deutschland Zuflucht suchten und sich hauptsächlich in Berlin niederließen. Wenn auch die Zahl der Einwanderer im Vergleich zu Frankreich eher gering war, entfaltete sich spätestens mit den ersten „Gastarbeiterzuwanderungen“ aus der Türkei während der 1960er Jahre ein reges Gemeindeleben. Nach der Revolution im Iran und dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon suchten Armenier aus arabischen Ländern in Deutschland Asyl, aber auch aus den sowjetischen Republiken fanden Armenier nicht nur nach dem Zerfall der Sowjetunion in Berlin eine neue Heimat: Die Massaker an der armenischen Bevölkerung in Sumgait und Baku (Aserbeidschan) hatten bereits Ende der 1980er Jahre einige betroffene Familien nach Deutschland geführt. Die Blockade der jungen Republik Armenien durch die Türkei und Aserbeidschan löste in den 1990er Jahren die letzte Welle der Auswanderung aus Armenien und Berg-Karabach aus.

Das heutige Bild der armenischen Gemeinde in Berlin – wie in der Bundesrepublik insgesamt – wird folglich bestimmt von Einwanderern aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit unterschiedlichem Hintergrund: ost- und westarmenische Sprache, Verfolgung, Flucht und Arbeitsmigration. Die Vielfältigkeit der Sprache und Kulturen, die sich in den Gemeinden trifft, wird in Deutschland bewusst aufrechterhalten: die Armenier verstehen sich als traditionelle Diaspora-Gemeinschaft, zu deren Geschichte Zerstreuung und Wanderung untrennbar dazugehören. So zeichnet sich eine schnelle Integration ab: Während die Gemeinden in den 1980er Jahren noch vorwiegend von Arbeitnehmern gebildet waren, ist der Anteil der Selbstständigen, Akademiker und Künstler inzwischen beachtlich gestiegen.

Für die Armenier in Berlin ist Deutschland eine gewählte Heimat: ein Zurück gibt es nicht. Die deutsche Sprache und Kultur, gesellschaftliche Normen und Werte werden selbstverständlich akzeptiert, die deutsche Staatsangehörigkeit wird angestrebt und ist bereits von vielen erworben.

Die Armenische Gemeinde zu Berlin verfolgt und koordiniert für die in und um Berlin lebenden Armenier Aufgaben in kulturellen und sozialen Bereichen des Gemeindelebens sowie Aufgaben im Bereich der Erziehung und Bildung. Die Gemeinde versucht die Bewahrung der wichtigsten Identitätskonstanten: der armenischen Sprache, der mündlich überlieferten Geschichte des jahrhundertlangen Lebens unter Fremdherrschaft und Verfolgung zu sichern. Sie ermöglicht ferner eine Begegnung mit Literatur, Musik und Kunst.

Das Gemeindehaus, das „Hay Dun“ genannt wird, ist daher zugleich ein Kommunikationszentrum. Es ist ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs, aber auch ein Ort der Wahrung und Vermittlung armenischer Traditionen. So wird in der Samstagsschule armenische Sprache und Geschichte unterrichtet. Unterschiedliche Ausschüsse und Arbeitsgruppen nehmen soziale, kulturelle, erzieherische und kommunale Aufgaben wahr.

Die Wahrung und Förderung des Wissens um die armenische Identität wird als die wichtigste Integrationshilfe in die deutsche Gesellschaft betrachtet, denn sie ermöglicht Sicherheit und Offenheit ebenso wie Diskussion und Konfrontation.

Zu den Aufgaben der sich selbst tragenden Gemeinde gehört daher auch die Organisation von Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an wichtige historische Ereignisse in der armenischen Geschichte, die Ausrichtung der traditionellen religiösen Feierlichkeiten (Weihnachten, Ostern…), die Veranstaltung von Vorträgen, literarischen oder musikalischen Abenden, Kolloquien, Ausstellungen oder Bildungsfahrten.

Die Arbeit der „Armenischen Gemeinde zu Berlin“ ist in den engen Kontakt zu anderen Gemeinden und Einrichtungen der in Deutschland lebenden Armenier eingebunden. Sie ist Mitglied in der Dachorganisation, dem „Zentralrat der Armenier in Deutschland“, und fördert die Beziehungen sowie den kulturellen Austausch mit der Republik Armenien.
Eine der wichtigsten Einrichtungen in der Gemeinde ist die umfangreiche, zweisprachige Bibliothek, deren deutsche Abteilung die Sachbücher über Geschichte und Literatur, Reisebücher, Kartenwerke und Belletristik umfasst, die aus Ankäufen und Buchspenden ständig erweitert wird. Der Bestand an seltenen armenischen Büchern (Wörterbücher, Enzyklopädien, Lehrbücher, Bücher über Geschichte und Geographie, Kinderbücher, Liederbücher, Belletristik, Zeitschriften, Literatur- und Kunstdarstellungen) ist besonders erwähnenswert. Die Bibliothek kann nicht nur von den Mitgliedern der Gemeinde, sondern allgemein von Interessierten, Studenten oder Wissenschaftlern genutzt werden.

Das Gemeindehaus ist Freitags ab 18:00 Uhr als Kommunikationszentrum allgemein geöffnet, wobei sich ein reges Besucherinteresse abzeichnet, nicht zuletzt, da jeden Freitag zum Essen geladen wird - abwechselnd von einer Familie vorbereitet.

Kontaktadresse:
Armenische Gemeinde zu Berlin
Postfach 12 02 38
10 592 Berlin

Gemeindehaus Hay Dun:
Sophie-Charlotten-Straße 113a
14 059 Berlin
Tel: 030 / 341 39 65
Fax: 030 / 348 24 12
E-Mail: armenische-gemeinde-zu-berlin@web.de
Internet: www.armenische-gemeinde-zu-berlin.de

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Armenische Kirche

Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland

Die Armenische Kirche wirkt infolge ihrer bewegten Geschichte überall auf der Welt, von Nahen Osten bis Europa und Amerika. Sie ist heute in über 70 Staaten vertreten. In über 30 Ländern existieren armenische Diözesen bzw. Bistümer (Armenisch: Tem oder Aradschnordutyun). Die größten befinden sich in den USA und in Russland, gefolgt von den Diözesen in Frankreich und Georgien. Sie alle unterstehen dem Mutterstuhl zu St. Etschmiadzin und erkennen die Autorität des Katholikos aller Armenier an.

1992 hat der Vazgen I., der damalige Oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier, durch eine offizielle Enzyklika auch eine Diözese in der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Köln gegründet, der Erzbischof Garegin Bekdjan (Foto) vorsteht. Neben ihm sind noch fünf Geistliche tätig. Über die Diözese hinaus gibt es in Deutschland auch andere, teils kulturelle (etwa 20), teils kirchliche (etwa 15) Vereine bzw. Gemeinden. Diese letzteren unterstehen der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, die deren Zusammenarbeit organisiert. Es wurde eine Diözesansatzung auf Grund der kanonischen Ordnungen und der demokratischen Verwaltung der Armenischen Kirche erarbeitet.

Die Hauptorgane der Diözese sind die Diözesandelegiertenversammlung und der Diözesanbeirat. Die Diözesandelegiertenversammlung ist das höchste parlamentarische und legislative Organ der Diözese. Alle Kirchengemeinden haben mindestens einen und höchstens zehn gewählte weltliche Delegierte. Die Zahl hängt von der Gemeindemitgliederzahl ab. Pro 50 Mitglieder wird ein Delegierter gewählt. Der Primas und die Geistlichen der Diözese sind auch Mitglied der DDV, allerdings darf der Anteil der Geistlichen zehn Prozent der Gesamtzahl nicht überschreiten. Die Delegierten werden für drei Jahre Amtszeit gewählt und dürfen wiedergewählt werden.

Der Diözesanbeirat mit seinen 8 weltlichen Mitgliedern ist das exekutive Organ der Diözese. Der Primas ist Kraft seines Amtes stimmberechtigtes Mitglied des Diözesanbeirates. Die Diözesanbeiratsmitglieder werden von der Diözesandelegiertenversammlung für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt und dürfen wiedergewählt werden. Der Primas der Diözese ist der Ehrenvorsitzende der DDV und des Diözesanbeirates.

Die Gemeinden auf Ortsebene und die Diözese auf Bundesebene sind Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Die ACK ist eine ökumenische Institution, in der über unterschiedlichen religiös-kirchlichen sowie gesellschaftlichen Themen und Herausforderungen diskutiert und beraten wird. Sie organisiert auch gemeinsame ökumenische Gottesdienste, Tagungen und Veranstaltungen.

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Zentralrat der Armenier in Deutschland

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V. ist eine Vereinigung der in Deutschland lebenden Armenier, ihrer Gemeinden und Vereine. Er ist unter dem Namen Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V., im nachstehenden und in den weiteren Ordnungen kurz "ZAD" genannt. Der Sitz des ZAD ist in Frankfurt/Main.

Der ZAD ist keine parteipolitische oder religiöse Organisation. Er dient nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit und unter Ausschluss parteipolitischer Gesichtspunkte der Vertretung der Interessen der in Deutschland lebenden Armeniern auf Bundesebene sowie der Verständigung zwischen den Völkern der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Armenien. Der ZAD bemüht sich ferner, ein internationales Interesse an den historischen Erfahrungen der Armenier und ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung zu wecken, um der Gefahr eines erneuten Aufkeimens der Rassendiskriminierung und Verfolgung entgegenzuwirken.

Die Aufgaben des ZAD sind:

Kontaktadresse:

Zentralrat der Armenier in Deutschland
Postfach 703040
60567 Frankfurt am Main

Telefon: 06138 / 6231
Fax: 06135 / 4020

Email: ZAD@d-armenier.de
Internet: www.d-armenier.de

Vorstandsvorsitzender
Dr. Schawarsch Owassapian
E-Mail: S.Owassapian@d-armenier.de

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Institutionen und Forschungszentren

Institut für Diaspora- und Genozidforschung

Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
D-44801 Bochum

Tel.: 0234 / 32 29702
Fax: 0234 / 32 14770

Direktor: Prof. Dr. Mihran Dabag

E-Mail: idg@ruhr-uni-bochum.de
Internet: www.ruhr-uni-bochum.de/idg

Institut für Armenische Fragen

Marsstraße 14b
80335 München

Tel.: 089 / 553116
Fax: 089 /367984

Direktorin: Frau Alice Maroukhian

E-Mail: info@haydat-institut.org
Internet: www.haydat-institut.org/de

Deutsch-Armenische-Gesellschaft e.V. DAG

Ferdinand-Wallbrecht-Str. 64
30163 Hannover

Vorsitzende: Frau Elvira Reith

E-Mail: post@dag-online.de
Internet: www.dag-online.de

Herausgeber der Zeitschrift ADK (Armenisch-Deutsche-Korrespondenz): DAG

Schriftleitung der ADK: Herr Dr. Raffi Kantian

E-Mail: R.Kantian@t-online.de

MESROP - Zentrum für Armenische Studien

Stiftung Leucorea e. V.
Collegienstraße 62
06386 Lutherstadt Wittenberg

Telefon: (0 34 91) 46 61 41
Telefax: (0 34 91) 46 62 32

Herr Dr. Vazrik Bazil

Frau Dr. Armenuhi Drost-Abgarian
Internet: www.mesrop.uni-halle.de

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Gemeinden und Vereine

Mitgliedsvereine in der ZAD


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