Armenien als Teil des Römischen Reiches zur Zeit des Traiano
Armenien als Teil des Römischen Reiches zur Zeit des Traiano, Imp. 98-117 n.Chr.

Genozid-Denkmal
Genozid-Denkmal

Erdbeben
Erdbeben in der Region Lori

Kreuzstein
Kreuzstein

Beiararat
Beiararat

Geschichte Armeniens

Armenien, die historische Heimat des armenischen Volkes, liegt im östlichen Teil Kleinasiens, zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, zwischen Mesopotamien und dem Fluss Kura. Seine Fläche beträgt ca. 340.000 qkm. Armenien umfasst gänzlich das Armenische Hochland, das nach wissenschaftlichen Forschungsergebnissen der letzten Jahrzehnte als ursprüngliche Heimat der indoeuropäischen Völker gilt. Im Armenischen Hochland liegen der Wan-See, der Urmia-See, der Sewansee und mehrere andere kleine Seen sowie die Berge Kadjkar (3.937 m), Aragaz (4.096 m), Sipan (4.434 m), Ararat (5.156 m) und viele andere Berge. Nach der Bibel (Buch Genesis 8.4) landete die Arche Noah auf dem Gipfel des Ararat und rettete die Menschheit vor der Sintflut. Der heilige Berg Ararat (auf armenisch „Massis“ oder „edler Massis“ genannt) war und bleibt bis heute das bekannteste und beliebteste Symbol der Armenier bzw. Armeniens. Im Armenischen Hochland entspringen die Flüsse Tschoroch, Kura, Tigris, Euphrat, Araks und andere, zwischen deren Quellen sich laut der Bibel (Buch Genesis, 2 / 8-16) der Garten Eden, der Geburtsort von Adam und Eva, befand.

Armenien hat eine vielfältige Flora und Fauna (allein in der Republik Armenien gibt es 3.200 einzigartige Pflanzensorten und 12.000 Tierarten). Armenien ist reich an Bodenschätzen und Mineralien. Nur allein vom Tuffgestein gibt es in Armenien über 60 verschiedene Arten mit unterschiedlichen Farbtönen.

Das Armenische Hochland, das eine Brücke zwischen Europa, Asien und Afrika ist, zählt zu den Kernländern der Entstehung der Menschheit (bewohnt seit 600.000 Jahre v.Chr.). Die Geschichte des armenischen Volkes zählt 4. – 5.000 Jahre. Ihre Ursprünge liegen in der Zeit, in der das indoeuropäische Volk sich geteilt und das Armenische Hochland verlassen hat. Dies geschah im 4. – 3. Jahrtausend v.Chr. Die Geschichte des freiheitsliebenden armenischen Volkes stellt im Zuge seines 5.000-jährigen Weges einen Kampf um die Bewahrung seiner Freiheit, Unabhängigkeit und die Schöpfung seiner eigenen Kultur dar. Die Armenier haben sich niemals den Großmächten ergeben, sondern immer ihre eigene Identität bewahrt.

Die günstigen geografischen Bedingungen des Armenischen Hochlandes gaben den Armeniern die Möglichkeit, bereits in frühen Zeiten ein hohes Lebensniveau zu erlangen. Im Zeitalter vom 6. bis zur ersten Hälfte des 4. Jahrtausends, gab es auf der armenischen Hochebene bereits über 150 Siedlungen. Die darauf folgende Zeitepoche, d.h. Mitte des 4. bis 3. Jahrtausends, ist in der Weltgeschichte als das Zeitalter der Kura-Arax-Kultur bekannt, die sich durch die Entstehung eines dichteren Netzes von Siedlungen kennzeichnete. Forschungen zahlreicher ausländischer und armenischer Wissenschaftler belegen, dass Armenien als Heimat vieler Erfindungen in den Bereichen der Eisen-, Gold-, Zink-, Silber- und Kupferbearbeitung, der Weinherstellung und des Bierbrauens. Ebenso waren bereits viele Getreide- und Obstsorten kultiviert.

Eine der ältesten Kupferwerkstätten der Welt befand sich in der Stadt Mezamor im Ararat-Tal, wo vor 5.000 Jahren die sesshaften Armenier schon landwirtschaftliche Geräte, Waffen, Schmuck u.a. herstellten. Um 3.200 v.Chr. ist der Beginn der Bronzezeit in Armenien, also 1.200 Jahre früher als in Mitteleuropa. Im armenischen Bergland wurden erstmals die 12 Tierkreiszeichen und ihre Namen sowie der Sonnenkalender erfunden. In Mezamor befand sich auch ein astronomisches Observatorium, was davon zeugt, dass die Armenier bereits großes Fachwissen besaßen und die Planeten und Sterne beobachteten. Die Armenier verbinden ihre Abstammung mit dem legendären Stammvater Hayk und rechnen ihre Geschichte seit dem Tag, als Hayk mit seinem Pfeil das Herz des Tyrannen Bel von Babel traf, der ihn tötete und dadurch die Freiheit und Unabhängigkeit Armeniens gewährleistete. Das geschah im Jahre 2.492 v.Chr., also nach dem armenischen Kalender haben wir jetzt das Jahr 4.498. Die Armenier nennen sich nach ihrem Stammvater Haj und ihr Land Hajastan.

Die erste schriftliche Erwähnung Armeniens findet man in den Inschriften Naram Suen (2.290 – 2.245 v.Chr.), der König des Akkadischen Staates in Form Armani ca. 4.265 Jahre vor uns.

Die nächsten armenischen Staaten tauchen ab dem 15. Jahrhundert v.Chr. auf, dieses Mal in den hethitischen Inschriften Hajassa-Azzi genannt, mit der Hauptstadt Kommacha. Seit dem 12. Jahrhundert v.Chr. sprachen die assyrischen Könige über ihre mächtigen Nachbarn namens Armeni-Schupria. Die intensive politisch-gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des armenischen Volkes, die im 3. Jahrtausend begann und sich über Armani, Hajassa-Azzi, Armeni-Schupria und andere staatliche Stufen hinweg entfaltete, mündete im 9. Jahrhundert v.Chr. in einem großarmenischen mächtigen Königreich Araratjan mit der Hauptstadt Tuschpa (heute Wan in der Türkischen Republik). Dieser armenische Staat, der ca. 300 Jahre (vom 9. bis zum 6. Jahrhundert v.Chr.) einer der großen Staaten des Alten Orients war, ist der heutigen Wissenschaft als Urartu bekannt, wie damals Armenien in akkadisch-assyrischen Keilschriften benannt wurde. Hier herrschte die erste armenische Königsdynastie Aramjan, die ihren Namen nach Aram (860 – 840 v.Chr.), dem Gründer der Königsdynastie bekam. Ab 840 v.Chr. wurde die Stadt Tuschpa zur Hauptstadt von Urartu erklärt. König Argischti (786 – 764 v.Chr.) im 8. Jahrhundert der mächtigste Herrscher in Vorderasien, gründete zusammen mit vielen anderen Städten auch die Festung Erebuni (782 v.Chr., 29 Jahre älter als die ewige Stadt Rom), das heutige Jerewan, das die Hauptstadt der Republik Armenien ist (2.788 Jahre alt).

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Das Königreich Araratjan leistete einen großen Beitrag in der Geschichte und Kultur des Alten Orients. Viele Bauwerke dieses Königreiches werden erstaunlicherweise noch heute genutzt. Dieser mächtige Staat existierte 300 Jahre lang.

Im 6. bis 2. Jahrhundert v.Chr. herrschte in Armenien die II. Dynastie der Jerwanduni-Könige, deren Herrschaft durch zahlreiche Kämpfe mit den Nachbarstaaten um den Erhalt der Eigenstaatlichkeit und der Unabhängigkeit gekennzeichnet war. In dieser Epoche waren Armawir (gegründet 776 v.Chr.) und dann Jerwandaschad (gegründet 220 v.Chr.) die Hauptstädte Armeniens. Beide Hauptstädte lagen in der Ararat-Ebene.

In den Jahren zwischen 189 und 1 v.Chr. herrschte in Armenien die Artaschesjan Dynastie (die 3. Dynastie). In dieser Epoche erreichte Armenien in seiner gesamten Geschichte den höchsten Gipfel seiner Macht. Im Jahre 170 v.Chr. gründeten die armenischen Könige Artasches (190 – 159) und der Feldherr von Karthago Hannibal, der vor den Römern nach Armenien geflüchtet war, gemeinsam die neue Hauptstadt Armeniens Artaschat am Fluss Araks (nach Plutarch auch Karthago von Armenien genannt) in der Nähe des heutigen Jerewan. Der „König der Könige“, Tigran II., der Große, (95 – 55 v.Chr.), Zeitgenosse von Pompeius und Cicero, der berühmteste und der mächtigste in der Geschichte der armenischen Könige, gründete im Jahre 77 v.Chr. neben dem bereits existierenden Artaschat eine zweite Hauptstadt namens Tigranakert (in der Nähe der heutigen Stadt Diarbekir in der Türkischen Republik). Artaschat und Tigranakert hatten über 100.000 Einwohner. Das armenische Königreich, das in 120 Provinzen unterteilt war, erstreckte sich von den Ufern des Kaspischen Meeres bis Palästina. Mehr als 20 verschiedene Sprachen wurden im Reich von Tigran dem Großen gesprochen, dessen Name in den Werken von über 50 antiken Autoren Erwähnung findet.

In diesem letzten mächtigen Staat der hellenistischen Welt blühte die Kunst (Theater, Architektur, Skulptur), die Wissenschaft, der Städtebau, der Handel, das Militärwesen usw. Es wurden über 50 verschiedene Handwerke ausgeübt.

Um 120 n.Chr. stand Armenien unter römischer Verwaltung.

Die Arschakuni Könige waren die Herrscher der armenischen 4. Dynastie (65 – 428 n.Chr.). In dieser Zeitepoche fanden fundamentale Veränderungen im geistigen und kulturellen Leben des armenischen Volkes statt. Im Jahre 301 erklärte der König Trdat der Große (287 – 330 n.Chr.) das Christentum zur Staatsreligion Armeniens und seit dem betitelt man Armenien als das erste staatliche anerkannte christliche Land der Welt. Die Zahl der Armenier betrug damals bis 4 Millionen. Und das Territorium des armenischen Staates umfasste 312.000 qkm. Im Jahre 405 – 406 n.Chr. entwickelte der Wissenschaftler und Mönch Mesrop Maschtoz (361 – 440) die armenische Schrift mit 36 Buchstaben, die in den darauf folgenden Jahrhunderten durch drei Buchstaben erweitert worden ist. Das armenische Alphabet verwendet man unverändert mit den 39 Buchstaben bis heute.

Im Jahre 451 kämpfte das armenische Volk um seine Religion, das Christentum, das ein maßgebender Faktor für die Bewahrung der eigenen Identität und für die Stärkung der staatlichen zentripedalen Gewalt geworden war. Die Schlacht von Awarajr im Jahre 451 gegen das heidnische Persion war die erste und größte Schlacht in der Weltgeschichte zum Schutze des Christentums. Damals war Wagarschapat, das heutige Etschmiadzin (gegründet 570 v.Chr., also heute 2.576 Jahre alt) die Hauptstadt Armeniens.

Obwohl Armenien zwischen 428 und 885 unter persische, byzantinische und arabische Herrschaft fiel und seine Unabhängigkeit verlor, behielt es aber, dank seines jahrhundertlang andauernden Kampfes und zahlloser Opfer, die nationale, religiöse und kulturelle Selbständigkeit. Im 5. Jahrhundert (das als das „Goldene Zeitalter“ in der Geschichte des armenischen Volkes bezeichnet wird) und den folgenden Jahrhunderten, schuf das armenische Volk zahlreiche Kulturschätze, schrieben die armenischen Wissenschaftler eine sehr große Anzahl von Büchern, die das spätere geistige und kulturelle Leben der Armenier stark prägten. Seit dem 5. Jahrhundert begannen die Armenier mit einer intensiven Übersetzung von klassischen Werken (griechischer, assyrischer, römisch-lateinischer, persischer, arabischer und anderer fremdsprachiger Autoren) ins Armenische.

Im Laufe der Zeit sind sehr viele wertvolle Originalwerke verloren gegangen oder von Feinden vernichtet worden. Heute sind zahlreiche Bücher und Manuskripte nur in armenischer Übersetzung erhalten. Im 5. Jahrhundert wurde die Bibel übersetzt. Zu dieser Zeit war Dwin (gegründet im Jahre 330 n.Chr., besiedelt seit dem 3. Jahrtausend v.Chr., ca. 35 km südlich vom heutigen Jerewan) die Hauptstadt Armeniens. Damals lebten dort über 150.000 Einwohner. Aus dieser Zeit ist das Naturschutzgebiet „Khosrowakert“ in der Ararat-Ebene erhalten, das nach Anordnung des Gründers der Hauptstadt Dwin, König Khosrow Kodak (330 – 338 n.Chr.) angelegt wurde und heute als eines der ältesten künstlich angelegten Wälder der Welt gilt (heute mit 27.000 ha und 1.940 Pflanzenarten). Seit den 80er Jahren des 5. Jahrhunderts bis zu den 20er Jahren des 10. Jahrhunderts war Dwin Sitz des armenischen Katholikos. Die Stadt zählte jahrhundertlang zu den berühmtesten Zentren der Glasherstellung und –verarbeitung. Seine Sammlung und auch die Produktion von glasierter Keramik war eine der besten im Nahen Osten und in Transkaukasien. Im Jahre 1240 wurde Dwin von den Mongolen völlig zerstört.

Im 7. Jh. erreichte die armenische Architektur, insbesondere die kirchliche Architektur, eine hohe Blüte. Im Jahre 885 stellten die Armenier ihr im Jahre 428 verloren gegangenes Königreich wieder her. Von 885 bis 1045 herrschte in Armenien die Bagratuni Dynastie (die 5. Dynastie). Sie hatte 4 Hauptstädte:

  1. Bagaran (gegründet 220 v. Chr.)
  2. Schirakawan (gegründet im 3. Jahrhundert v. Chr.)
  3. Kars
  4. Ani (seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. besiedelt).

Ani war zu dieser Zeit eine der berühmtesten Städte der Welt mit 150.000 Einwohnern, 10.000 Häusern und 1.001 Kirchen. Bereits im 10. Jahrhundert hatte Ani eine eigene Universität. Insgesamt gab es in Armenien zur Bagratuni-Zeit 18.000 Städte und Dörfer. Einige Städte hatten über 100.000 Einwohner, eigene Universitäten und große Bibliotheken. Armenien war damals ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum, das sich sehr schnell entwickelte, obwohl es 250 Jahre unter grausamer arabischer Herrschaft war.

Im Jahre 1045 fiel das zentrale Bagratuni-Königreich in Ani, jedoch konnten sich andere kleinere armenische Königreiche noch länger behaupten.

So kämpften z.B. das Königreich von


beharrlich gegen eine nomadenhafte aus dem Osten herandrängende türkischstämmige Armee um ihre Existenz, ihren Glauben und die Unabhängigkeit.

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Das Fürstentum von Arzach-Khatschen (auch Berg-Karabach genannt) hielt dem Sturm der Nomaden bis zum 16. Jahrhundert erfolgreich Stand. In den Jahren 1020 – 1060 wurde ein großer Teil des armenischen Territoriums von den Türk-Seldschuken und dem Byzantinischen Reich besetzt. Aber bald, seit 1110 begannen die georgisch-armenischen Truppen unter der Leitung des armenischen Zakarian-Fürsten, mit Hilfe Georgiens mit der Befreiung der armenischen Städte, deren Fürstentümer bis 1236 existierten. Ab 1236 erlebte Armenien die grausamen Invasionen der Mongol-Tataren, Invasionen, die Hunderte von blühenden armenischen Städten und Dörfern in Schutt und Asche gelegt haben, die hunderttausende von Menschen zur Auswanderung gezwungen haben. Im 11. bis 13. Jahrhundert konnte eine große Auswanderungswelle bei den Armeniern beobachtet werden. Nach der Etablierung der seldschukischen Herrschaft in Armenien und als Folge der grausamen Politik gegenüber den Einheimischen, entstanden viele armenische Diasporagemeinden auf der Krim, in Moldawien, in Transsilvanien, in Siebenbürgen, Galizien, Polen, Litauen, Rumänien, in der Ukraine und in weiteren Teilen Europas, Asiens und Afrikas.

Die nicht mehr bewohnten Ortschaften wurden allmählich von den Mongol-Tataren und Türk-Seldschuken besetzt. Dieses gewaltsame Eindringen hatte zur Folge, dass durch die mitgebrachte Lebensordnung das politisch-gesellschaftliche und kulturelle Niveau der einheimischen Bevölkerung sank. Die neue Lebensordnung zerrüttete nicht nur den natürlichen Entwicklungsgang des armenischen Volkes, sondern verzögerte auch jahrhundertlang die Entfaltungsprozesse viele anderer christlicher Nationen wie der Griechen, der Assyrer-Aramäer, der Georgier und weiterer europäischer Völker.

Zwischen 1080- und 1375 entstand im südöstlichen Kleinasien, an der Mittelmeerküste, ein armenischer Staat Kilikien. Er umfasste 40.000 qkm. Seine Hauptstadt war Sis.

Es herrschten dort 3 königliche Dynastien:

  1. Rubeniden 1080 -1226
  2. Hetumiden 1226 – 1342
  3. Lusinianen 1343 – 1375

Der armenische Staat Kilikien war in Europa durch seine Kultur, Handelsstädte, Festungen, Kirchen, seine Wissenschaften und Kunst bekannt. Die kilikisch-armenischen Städte waren jahrhundertlang die lebendige und sichere Brücke zwischen der europäischen, asiatischen und afrikanischen Kultur und des Handels. Das 10. bis 13. Jahrhundert wird in der armenischen Geschichte als armenische Renaissance benannt. Nach dem Sturz des letzten armenischen Königreiches in Kilikien im Jahre 1375 konnten sich jedoch einige armenische Adelsfamilien in Kilikien und einige Regionen Armeniens (wie Zeytun, Hatschn, Marasch, Sassun u.a.) ihre halbunabhängige Existenz bewahren.

Seit dem Verlust des letzten Königreiches bis in die Gegenwart kämpfe das armenische Volk um die Wiederherstellung der Eigenstaatlichkeit seiner Heimat. Obwohl nach dem Verlust des letzten Königreiches im 14. Jahrhundert Armenier jahrhundertlang als Untertanen fremder Herrschaften lebten, verloren sie nie ihre nationalen Eigenschaften. Dies wird deutlich durch:

  1. zahlreiche geheime Versammlungen von armenischen Geistlichen und Adligen, die verschiedene Befreiungsstrategien planten
  2. Armenische Intellektuelle gehen ins Ausland und wenden sich dort an hohe Persönlichkeiten mit der Bitte, ihr Heimatland bei der Befreiung zu unterstützen
  3. Hohe armenische Persönlichkeiten sandten Briefe an verschiedene Königshäuser mit der Absicht, von diesen Hilfe für die Befreiung Armeniens zu erhalten
  4. 1722 – 1730 etabliert sich ein unabhängiges Fürstentum in Südarmenien und in Arzach (Berg-Karabach)

Angesichts der schwierigen sozialen, ökonomischen und politischen Lage Armeniens entfalteten die Armenier ab dem 15. – 16. Jahrhundert bis Ende des 19. Jahrhunderts ihre Kultur überwiegend im Ausland. Im Jahre 1512 gründeten sie in Venedig den ersten armenischen Verlag. Ihm folgten zahlreiche andere armenische Verlage in vielen europäischen und asiatischen Ländern wie in Konstantinopel 1584, in Rom ebenfalls 1584, in Mailand, Livorno, Paris, Marseille, Zmyrna (heute Izmir), Triest, Sankt Petersburg, Moskau, Tiflis, Nor-Nachitschewan am Don, Astrachan u.a. Die erste armenische Druck-Bibel wurde in Amsterdam bereits im Jahre 1666 herausgegeben. Der armenische Verlag in der persischen Stadt Nor-Djugha (bei der Stadt Isfahan), gegründet im Jahre 1639, ist der erste in der Geschichte der Typographie im Nahen Osten und Vorderasien überhaupt. Die armenische Presse hatte ihre Anfänge auch im Ausland. 1794 haben die Armenier in der Stadt Madras in Indien ihre erste Zeitung veröffentlicht. Die Monatszeitschrift hieß „Azdarar“ (Anzeiger). In zahlreichen Ländern gründeten die Armenier Schulen, Theater, kulturelle und wissenschaftliche Institutionen.

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Abt Mekhithar von Sebaste (1676 – 1749) gründete im Jahre 1717 in Venedig, auf der Insel San Lazzaro, einen Orden, der innerhalb kürzester Zeit zu einem wichtigen wissenschaftlichen Zentrum wurde. Seit 1843 geben die Mechitharisten in Venedig in ununterbrochener Reihenfolge ihre wissenschaftliche Zeitschrift Bazmabep heraus. Im Jahre 1811 wurde eine zweite Mechitharisten-Niederlassung gegründet und zwar im deutschsprachigen Raum, in Wien. Seit 1887 erscheint auch ununterbrochen die von den Mechitharisten in Wien redigierte wissenschaftliche Zeitschrift „Handes Amsorya“. Die Mechitharisten-Kongregation in Wien ist insbesondere durch ihre Bibliothek und ihre Museum bekannt. Mit 2.600 kostbaren armenischen Handschriften, etwa 120.000 Werke in armenischer Sprache und weitere 10.000 Werke über Armeniens Geschichte, Sprache und Kultur zählt diese Sammlung zu den bedeutendsten der Welt. In der Bibliothek der Mechitharisten in Wien befindet sich auch die größte und älteste armenische Zeitschriftensammlung. Mit ihren mehr als 180.000 Büchern ist die Sammlung der Mechitharisten die drittgrößte Bibliothek der Bundeshauptstadt Wien. Das Museum birgt neben der bedeutendsten Sammlung armenischer, europäischer und asiatischer Münzen (die ältesten Stücke stammen aus dem 4. Jahrhundert v.Chr.), Raritäten der Volkskunst, Keramiken, Silberschmiedearbeiten, sakrale Kunstwerke u.a. Im späten Mittelalter war Armenien zwischen dem Osmanischen Reich und Persien geteilt. Im Jahre 1828 eroberte Russland Ostarmenien und machte es zu einer seiner Provinzen und so blieb Westarmenien unter osmanischer Herrschaft. In den Jahren 1915 – 1918 betrieb die jungtürkische Regierung in Westarmenien und in anderen Gebieten des osmanischen Reiches den heimtückisch organisierten Genozid an den Armeniern, in dessen Verlauf über zwei Millionen Armenier massakriert wurden. Mustafa Kemal Atatürk, der die Republik Türkei gründete, führte die grausame Politik seiner Vorfahren weiter, was zur Folge hatte, dass die Überlebenden des Genozid (einige Hunderttausende), ebenfalls zum Opfer fielen. Die Republik Türkei besetzte das entvölkerte Westarmenien. Die Überlebenden des Genozids verstreuten sich über die ganze Welt und bildeten den Kern der armenischen Diaspora.

Die Armenier warten und hoffen, dass die Weltgemeinschaft und die türkische Regierung den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich anerkennen, erst dann können die Diaspora-Armenier in ihr historisches Heimatland zurückkehren, wo ihre Vorfahren bis 1915 gelebt haben und die Mehrheit bildeten.

„Sie fielen, während sie Gott anriefen, an den Toren von Kirchen, an offenen Türen. Ich bin der Sohn dieses Volkes, das ohne Grab ruht, das lieber sterben wollte, als seinen Glauben zu verraten. Nie beugten sie ihr Haupt unter all diesen Beleidigungen.“

so Charles Aznavour.

In einem Interview vom 8. Februar 1980 sagte Aznavour folgendes:

„Kein Armenier kann in Ruhe leben, solange die Menschheit nicht zur Kenntnis nimmt, dass Armenien zwangsweise besetzt ist. Kein Armenier kann den schrecklichen Terror der fanatisch-rückständigen Banditen vergessen, von deren Opfern nur ein kleiner Rest am Leben blieb, der zudem die kostbarste Gabe die Gott den Unglücklichen schenkt, die Heimat, verloren hat.“

Von 1918 – 1920 entstand in Armenien eine unabhängige demokratische Republik. Dieser neugegründete Staat fiel, weil er einerseits von der türkischen Seite massiv angegriffen wurde, und andererseits nicht in der Lage war, der Roten Armee Widerstand zu leisten.

Im November 1920 marschierte die russische Rote Armee in Armenien ein und brachte die kommunistische Ordnung mit. 1920 - 1991 war Armenien eine von den 15 Republiken der UdSSR. Trotzt der politischen, ökonomischen und kulturellen Einschränkungen in diesen 70 Jahren brachte Armenien ansehnliche wissenschaftliche Leistungen hervor.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht Stand und 25.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Die damals entstandenen schweren Schäden an der Infrastruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis heute.

Im Jahre 1988 begannen die Armenier in Arzach (Berg-Karabach) ihre Befreiungsbewegung, mit der Absicht, das im Jahre 1921 von Stalin willkürlich an Aserbaidschan angeschlossene armenische Gebiet wieder an ihr Heimatland anzuschließen. Arzach (Berg-Karabach) ist heute ein selbständiger Staat mit 150.000 Einwohnern.

Im September 1991 erklärte Armenien seine Unabhängigkeit.

Eine geschichtliche Zeittafel finden sich hier als PDF-Datei.

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